Der saisonale Reifenwechsel ist eine lästige Sache. Nicht nur die Kosten für den Servicetechniker sind oft nervtötend, sondern auch die Wartezeit auf das Auswuchten. Deshalb fragt sich so mancher Autofahrer, ob es nicht auch gehen würde, auch im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Im folgenden Artikel finden Sie die Antwort auf diese Frage.
Das Fahren mit Winterreifen im Sommer ist keine gute Idee.
Es gibt viele Gründe, warum Autofahrer den Wechsel von Winter- auf Sommerreifen hinauszögern. Neben den Kosten für den Reifenwechsel und der Zeit, die man in der Warteschlange verbringt, spielt oft auch der Wunsch eine Rolle, in die Jahre gekommene Winterreifen erst vollständig abzunutzen, bevor ein neuer Satz gekauft wird. Und außerdem kommt oft auch der Gedanke auf, dass Winterreifen im Sommer genauso gut sein müssten, weil in den warmen Monaten schließlich kein Schnee und Eis zu erwarten sind. Ganz im Gegenteil! Bevor Sie dieser Versuchung erliegen, lohnt es sich, die Gesetzeslage und die Folgen dieser Entscheidung näher zu betrachten.
Fahren mit Winterreifen im Sommer – was sagt das Gesetz?
Im Zweifelsfall können Sie sich auf die Vorschriften berufen – aber was das Fahren mit Winterreifen im Sommer betrifft, werden Sie nicht fündig. Rein rechtlich gesehen spricht also nichts dagegen. Leider gibt es noch immer Autofahrer, die ihre Winterreifen praktisch das ganze Jahr über benutzen. Glücklicherweise sind jene aber in der Minderheit.
Aber wie soll das gehen, wenn nicht einmal die Polizei Bußgelder für das Fahren mit Winterreifen im Sommer verhängen darf? Werfen wir angesichts dessen also einen Blick auf die Sicherheit und den gesunden Menschenverstand.
Wussten sie schon…
Nicht nur in Deutschland sind die Vorschriften für die Reifenwahl nicht gerade streng. Auch in Polen ist das Fahren mit Winterreifen im Sommer erlaubt.
Wir erklären – ob Winterreifen im Sommer eine gute Wahl sind
Auch wenn es zunächst scheinen mag, dass Winterreifen im Sommer Kosten sparen, so ist die Wahrheit jedoch eine ganz andere. Paweł Skrobisz, Leiter der technischen Abteilung von Continental, warnt, dass der Verzicht auf den saisonalen Reifenwechsel mehr Probleme als Vorteile bringt. Es ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und mindert den Komfort und die Fahrsicherheit sowohl für den Fahrer als auch für andere Verkehrsteilnehmer erheblich.
Wie der Name schon sagt, sind Winterreifen dafür ausgelegt, bei niedrigeren Temperaturen als im Sommer gefahren zu werden (7⁰C-Regel). Die Wintergummimischung ist für sommerliche Bedingungen zu weich und elastisch, und in der Folge verformt sich die Lauffläche unnatürlich und der Kontakt zum Untergrund geht leichter verloren – insbesondere beim Beschleunigen, Bremsen oder in Kurven. Infolgedessen verlängert sich der Bremsweg und die Winterreifen brechen beim Beschleunigen leichter aus oder verlieren in Kurven den Grip (die Reifen geraten ins Schwimmen). Dieser Effekt nimmt mit wachsender Geschwindigkeit zu. Und im Sommer drückt so manch einer bei guter Sicht und günstigen Wetterbedingungen gerne stärker auf das Gaspedal.
Winterreifen bewähren sich im Sommer auch bei Regen weniger gut, verschleißen schneller und erzeugen aufgrund der weicheren Mischung und des aggressiveren Profils mehr Lärm.
Zu erwähnen ist auch ein sicherheitskritischer Aspekt, nämlich der Bremsweg. Laut Reifentests des ADAC benötigen Winterreifen im Sommer bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bis zu 16 Meter länger, um zum Stehen zu kommen, als Sommerreifen! Und das ist ein Wert, der mehr als ausreicht, um einen Fußgänger zu überfahren oder das vorausfahrende Fahrzeug zu rammen.
In Kürze: Warum ist das Fahren mit Winterreifen im Sommer keine gute Idee?
- Die Gummimischung und die Konstruktion von Winterreifen sind auf kältere Bedingungen ausgelegt. Und das wirkt sich negativ auf Fahrverhalten und Lebensdauer im Sommer aus.
- Die Weichheit und Elastizität von Winterreifen unter sommerlichen Bedingungen führt zu einer unnatürlichen Verformung der Lauffläche und damit zu einer verkürzten Laufleistung.
- Verschlechterung des Fahrverhaltens – längere Bremswege, schlechte Traktion und Steuerprobleme in Kurven.
- Das Risiko, auf nasser Fahrbahn auszurutschen und die Bodenhaftung zu verlieren, nimmt zu.
- Die Reifen verschleißen schneller und erzeugen aufgrund der weicheren Mischung und des aggressiveren Profils mehr Lärm.
- Der Rollwiderstand ist spürbar höher, was zu einem höheren Kraftstoffverbrauch führt.
- Di Reifen sind anfälliger für mechanische Beschädigungen.
Fahren mit Winterreifen im Sommer – lohnt sich nicht
Trotz der unbestreitbar unübertroffenen Leistung in den kälteren Monaten weisen Winterreifen im Sommer schlechtere Fahreigenschaften auf als Modelle, die für den Einsatz in der warmen Jahreszeit konzipiert wurden. Die Unterschiede bei den verwendeten Gummimischungen und Laufflächenprofilen sorgen dafür, dass der Einsatz bei hohen Temperaturen zu einer Gefahr werden kann. Zunächst zu erwartende Einsparungen können sich schnell in zusätzliche Kosten und sogar in ein erhöhtes Unfallrisiko verwandeln.