Elektroautos werden als extrem umweltfreundliche Alternative zu Autos mit Verbrennungsmotoren angepriesen. Doch immer öfter melden sich auch kritische Stimmen, die viele Aspekte der Elektroautos als nicht minder schädlich für die Umwelt anprangern. Wer hat Recht und wo liegen die Probleme? In diesem Beitrag wollen wir uns mit der umstrittenen Frage auseinandersetzen, wie umweltfreundlich Elektroautos wirklich sind.

Ladestation

Warum sind Elektroautos umweltfreundlich?

Um beide Seiten des Themas verstehen zu können, wollen wir uns zuerst die Argumente der Verfechter der Elektroautos anschauen.

Akku & Strom

Grundsätzlich werden elektrische Autos über Akkus betrieben, die mit Strom aufgeladen werden. Dieser Strom kann sowohl von der heimischen Steckdose als auch öffentlichen Ladestationen bezogen werden. Prinzipiell ist ein strombetriebenes Auto natürlich besser für die Umwelt, da die Emissionen im Vergleich zu Verbrennungsmotoren bei null liegen. Es wird kein CO2 ausgestoßen, welches eine treibende Kraft im Klimawandel und der damit verbundenen globalen Erwärmung ist.

Hinzu kommt, dass wir durch den technischen Fortschritt in der Lage sind, Strom auf ökologische Art und Weise zu generieren, also durch Wind, Sonne oder Wasser. Diese Technik wird von Jahr zu Jahr besser und kann schließlich dazu führen, dass Kohle- und Atomkraftwerke, die extrem schädlich für die Umwelt sind, schließlich überflüssig werden und vollständig ersetzt werden können, also dass ein Betrieb von Elektroautos mit 100% erneuerbarer Energien möglich sein wird.

Emissionen

Insgesamt gibt es viele Studien, die eine extrem positive Prognose für Elektroautos aufstellen. Laut einer Studie vom Bundesumweltministerium aus 2017 weisen die Fahrzeuge schon heute mindestens 16% weniger CO2-Emissionen auf als Benziner und Diesel und dies soll sich bis 2025 sogar auf 32% steigern. Das bezieht sich natürlich auf den gesamten Lebenszyklus. Denn während der Fahrt an sich stößt das E-Auto keinerlei Emissionen wie CO2, Feinstaub oder Stickoxide aus.

Ressourcen

Auch in Bezug auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen stehen Elektroautos im Vergleich besser da, denn sowohl Lithium als auch Kobalt (die für die Herstellung der Akkus verwendet werden) sind langfristig gesehen keine sogenannten „Metalle der Seltenen Erden“. Das bedeutet, dass sie auf lange Sicht verfügbar sein werden.

Lautstärke

Umwelt bedeutet nicht nur Mutter Natur sondern auch die Mitmenschen. Ein ganz klarer Vorteil von Elektroautos liegt in der Lautstärke, bzw. ihrer Abwesenheit. Elektroautos sind dafür bekannt, dass sie extrem leise Geräusche (Hauptsächlich durch die Reifen) vorweisen, weshalb seit 2019 extra Akustik eingebaut werden muss, damit andere Verkehrsteilnehmer die Autos – insbesondere beim Anfahren – auch hören können.

Anhand dieser Informationen ließe es sich leicht schlussfolgern, dass Elektroautos eine bei weitem bessere Ökobilanz als Diesel oder Benziner hätten. Wie so oft gibt es aber auch eine Kehrseite.

Die Probleme des Elektroautos

Die Probleme des Elektroautos

Zur Ökobilanz eines jeden Fahrzeugs gehört nicht nur, was das Auto beim Fahren ausstößt. Schließlich müssen auch die Bauteile, ihre Gewinnung, die mit ihnen verbundenen Risiken und ihre Entsorgung in die Kalkulation aufgenommen werden. Bei Elektroautos steht in der Regel ein konkretes Bauteil in der Kritik: Die Batterie, beziehungsweise der Akku.

Der Akku

Für die Herstellung von Akkus für Elektroautos wird Lithium und Kobalt verwendet. Lithium hat eine hohe Speicherkapazität und ein geringes Gewicht und das Kobalt ist die treibende Kraft für die gute Leistung der Batterie. Rein praktisch gesehen ist die Lithium-Ionen-Batterie das beste Speichermedium für Energie und wird deshalb auch verwendet. Gleichzeitig ist der Akku auch der preisintensivste Bestandteil des E-Autos. Das liegt einerseits an den hohen Produktionskosten und andererseits an den beim Verbauen notwendigen Sicherheitsmechanismen.

Das wertvolle – wenn auch nicht seltene – Metall wird hauptsächlich in Südamerika gewonnen. 40% des global verwendeten Lithiums stammt aus Chile. Für den Gewinn von Lithium werden große Mengen Wasser benötigt, zum Teil viermal so viel wie auf natürlichem Wege wieder aufgefüllt wird. Neben dem dadurch entstehenden Wassermangel in der Region, was die Landwirtschaft, Flora und Fauna und die dortigen Lebensverhältnisse schwerwiegend beeinflusst, besteht auch eine große Gefahr für die Umwelt. Reagieren die Erze mit Sauerstoff und Wasser entsteht Schwefelsäure die Flüsse, Seen und Grundwasser vergiftet. Das hat laut Zeit auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen bestätigt.

Zu guter Letzt ist auch Kobalt nicht unbefleckt, denn es wird oft aus dem Kongo bezogen, wo es oft durch Kinderarbeit gefördert wird. Obwohl dies regelmäßig zu Konflikten und Debatten führt, steigt der Bedarf für Kobalt mit der höheren Produktion von Elektroautos und Akkus im Allgemeinen weiter an und die Problematik bleibt noch bestehen.

Der Strom

Ohne Strom bringt auch der beste Akku nichts. Dieser Strom wird derzeit hauptsächlich durch nicht erneuerbare Energien bezogen, was sich auf die CO2-Bilanz der Elektroautos auswirkt. Insbesondere dieser Aspekt hat vergleichbar viel Potential für Verbesserung: Eine Studie des Fraunhofer Instituts gibt an, dass bei einer 100%igen Nutzung von erneuerbaren Energien die gesamten Treibhausgas-Emissionen eines Elektroautos zwischen 65 und 75% niedriger wären als bei einem konventionellen Pkw. In ebendieser Studie verglichen die Forscher auch die Treibhausgasbilanz von E-Autos und Benzinern sowie Diesel in drei unterschiedlichen Fahrzeugklassen. Der Trend war durchgehend der gleiche:

Quelle:https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/sustainability-innovation/2019/WP02-2019_Treibhausgasemissionsbilanz_von_Fahrzeugen.pdf Quelle: Die aktuelle Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland; Martin Wietschel, Matthias Kühnbach, David Rüdiger 

Die Abfälle

Es kommt der Punkt an dem Komponenten ausgetauscht werden müssen oder ein Fahrzeug einfach ausgesorgt hat. Insbesondere die Akkus, die ja schon in ihrer Herstellung eine gewisse Belastung für die Umwelt darstellen, sind hier wieder das zentrale Thema. Denn ein ‚verwerteter‘ Lithium-Ionen-Akku ist auf dem Markt nichts mehr wert und führt zu hohen Recycling-Kosten. Denn ein Lithium-Ionen-Akku kann nicht einfach weggeworfen werden, da er, wenn er nicht in Sand befördert wird, Feuer fangen kann. Ein brennender Lithium-Ionen-Akku benötigt besondere Löschverfahren und –Technik, was wiederum hohe Kosten verursacht. In diesen Punkten wird – auch durch die Autohersteller – stark geforscht und gefördert, um neue Lösungen zur Wiederverwertung zu finden.

Auf das große Ganze bezogen weist eine Studie des Schweizer Bundesamts für Umwelt aus 2018 darauf hin, dass die Gesamtumweltbelastung der elektrischen Autos tatsächlich leicht höher ist als es bei Benzinern der Fall ist. Im Vergleich zum Diesel schneiden die E-Autos um einiges besser ab.

Das Potential des Elektroautos

Dass die gegenwärtige Situation nicht umweltfreundlich ist und schwerwiegende Folgen für Mensch, Tier und Pflanze hat, bedeutet jedoch nicht, dass das Elektroauto nicht umweltfreundlich ist. Der springende Punkt ist, dass es das Potential einer extrem umweltfreundlichen Alternative zu Verbrennungsmotoren birgt. Unterschiedliche Studien, insbesondere eine Studie des irischen Institute of Technology Carlow zeigen klar und deutlich, dass ein Abbau der benötigten Materialien (insbesondere Lithium und Kobalt) ohne große Umwelteffekte möglich ist. Dazu bedarf es einerseits dem Einsatz von modernen Bergbautechnologien. Auf der anderen Seite legte das Heidelberger Ifeu Institut dar, dass Verbesserungen in der Herstellung, der Energiedichte und der Zellchemie bis 2030 den CO2-Ausstoß bezogen auf die Herstellung der Batterien halbieren können.

Die Punkte, die zu einer immensen Verbesserung der Ökobilanz führen können sind einfach zusammengefasst:

  • Eine Entwicklung auf 100% erneuerbare Energien
  • Eine Senkung des Stromverbrauchs
  • Bessere Akkus mit gesteigerter Haltbarkeit
  • Verbesserungen im Herstellungsprozess vom Abbau der Rohstoffe bis hin zur Verwertung
  • Bessere Verwertung alter Akkus

Die Wissenschaft forscht global nach Verbesserungen und Lösungen für diese Punkte und macht immer wieder Fortschritte. Daher kann damit gerechnet werden, dass Elektroautos in nicht allzu weit entfernter Zukunft grundsätzlich und ohne Zweifel umweltfreundlich sein werden. Ausgehend von dieser durch den ADAC in 2019 erstellte Klimabilanz birgt das Elektroauto mit 100% regenerativer Energie das wohl größte Potential:

CO2äq-Emissionen in g/kmQuelle: Joanneum Research, Graz/ADAC e.V. 

Fazit: Wie umweltfreundlich sind Elektroautos?

Fährt ein Elektroauto neben, vor oder hinter Ihnen auf der Straße, so produziert es – im Gegensatz zu Benzinern oder Dieselfahrzeugen – kein CO2. Sie sind im Gebrauch emissionsfrei. Jedoch führt das schnell zu dem Trugschluss, dass die modernen Fahrzeuge auch umweltfreundlich seien. Nimmt man aber den Herstellungsprozess sowie die entstehenden Abfälle ebenfalls in Betracht zeigt sich ein anderes Bild. Insbesondere der Akku ist ein Dorn im Auge vieler Umweltschützer – und das zu Recht. Verglichen mit Verbrennern lässt sich anhand von Studien, Tests und Vergleichen sagen, dass die Ökobilanz des Elektroautos besser ist. Außerdem gibt es viel noch nicht ausgeschöpftes Potential zur Verbesserung, was man bei Verbrennern nicht – oder nur sehr limitiert – behaupten kann.

Bei einer Analyse des ADAC kam heraus, dass ein Elektroauto nach 127.500 Kilometern Gesamtfahrleistung in der Umweltbilanz deutlich besser als Benziner und nach 219.000 Kilometern besser als Diesel dastehen. Aufgrund der sich bessernden Technik kann man damit rechnen, dass sich diese Zahlen schnell senken werden.